Kreislaufführung von Abwasser
Wie wir eine Wasserwende erreichen können
Ein Gastbeitrag von Rolf Stiefel
Grundlagen
In vielen Ländern der Erde ist die Wasserversorgung unsicher, bei uns sind
es steigende Anforderungen an die Abwasserbehandlung, die das Recycling von
Prozesswässern in den Fokus des produktionsintegrierten Umweltschutzes
(PIUS) rücken. Auch steigende Wasserkosten und eine restriktive Handhabung
bei der Eigenförderung erhöhen den Druck, Wasser effizient zu nutzen. Wie
kann man aber die Wassereffizienz steigern? Die Rückgewinnung von
Wertstoffen und Energie aus dem Wasser sowie die Nutzung von Regenwasser
zur Deckung von Wasserverlusten (z.B. durch Verdunstung, Ausschleppung,
etc.) bietet für weite Teile der industriellen Produktion eine
zukunftssichere Alternative zur herkömmlichen end-of-pipe-Technik.
So kann Abwasser recycelt und Prozesswasser im Kreislauf geführt werden;
eine Abwasserentsorgung ist nicht mehr notwendig.
Die Wasserwende
Abb. 1: Konventioneller Wasserlauf (end-of-pipe-Technik)
von Prozesswasser
Die Abbildungen 1 und 2 zeigen den Unterschied: Bei der klassischen
Vorgehensweise fließt das Wasser nur eine Richtung: Frischwasser (z.B.
Stadtwasser, Eigenbrunnen-wasser, Oberflächenwasser) wird - mit oder ohne
eigene Aufbereitung - der Produktion zugeführt, benutzt und dann als
Abwasser entsorgt. In vielen Fällen muss es innerbetrieblich (vor-)behandelt
werden, um dann gemäß den gesetzlichen Anforderungen als Abwasser entweder
in eine öffentliche Kläranlage (Indirekteinleiter) oder ein
Oberflächengewässer (Direkteinleiter) eingeleitet.
Abb. 2: Kreislaufführung von Prozesswasser. Unvermeidliche
Verluste
können durch Regenwasser ersetzt werden.
Bei der Kreislaufführung wird das Wasser dagegen in einem Kreislauf geführt,
wobei es permanent zwischen dem Status als Prozesswasser – Abwasser –
Prozesswasser wechselt. Die Wasserverluste, die bei der Nutzung des
Prozesswassers (z.B. durch Verdampfung) und bei der Aufbereitung des
Abwassers (z.B. als Abfall) auftreten, werden durch Regenwasser
ersetzt. Diese Kreislaufführung ermöglicht die Rückgewinnung von
Wertstoffen und Energie aus dem Abwasser. Aus der Abwasserentsorgung wird
eine Abwassernutzung; aus dem Wasserverbrauch ein Kreislauf nach dem Vorbild
des natürlichen Wasserkreislaufes.
Kreislaufführung von Abwässern:
Ressourceneffizienz
- Geringerer Wasserverbrauch durch Kreislaufführung
- Effiziente Aufbereitung von Abwasser durch spezifische
Aufbereitungstechniken
- Geringerer Bedarf an aufwändiger Infrastruktur für die
Abwasserentsorgung
- Nutzung von Regenwasser, um Wasserverluste zu kompensieren
Verwertungsmöglichkeiten
- Wertstoffe werden aus dem Abwasser zurückgewonnen und einer
Verwertung zugeführt.
- Organische Wasserinhaltsstoffe werden ebenso wie das Wärmepotenzial
des Prozesswassers als Energiequellen genutzt.
Effizienter Wassereinsatz in der Produktion, das Recycling von Abwässern und
die dadurch mögliche Kreislaufführung der Prozesswässer mit begleitender
Kompensation der Wasserverluste durch Regenwasser verringern Wasserverbrauch
und Abwasseranfall enorm. Entsorgt werden müssen weiterhin die Abfälle aus der Abwasserbehandlung, soweit sie nicht als Wertstoffe zurückgewonnen werden können. Die stoffliche Nutzung der Abwasserinhaltsstoffe
umfasst die Rückgewinnung von Rohstoffen aus den Abwässern; die energetische Verwertung sowohl die thermische
Nutzung der Energiepotenziale der Abwässer als auch die Nutzung
organischer Abwasserinhaltsstoffe, die mittels anaerober Verfahren für die
Biogaserzeugung genutzt werden können. In Sonderfällen können organische Stoffe auch der
thermischen Verwertung zugeführt werden.
Die hier vorgestellten Umstellungen der
betrieblichen Wasserwirtschaft sind zunächst mit Arbeit und Kosten
verbunden, bieten dafür jedoch langfristig eine Autarkie bei den
Prozesswässern, bei gleichzeitiger Nutzung der Abwässer als
Rohstoff- und Energiequelle. Weiterhin bieten sie für die Betriebe
Sicherheit bei der Abwasserentsorgung bezüglich möglicher verschärfter
Anforderungen an Einleitungen in Fließgewässer und öffentliche
Kläranlagen. Mehrfachnutzung von Prozesswässern hilft den Betrieben,
Frischwasser zu sparen und die Abwassermenge zu reduzieren. Beides sind
Kostenfaktoren, für deren Verringerung zahlreiche Möglichkeiten bestehen.
Welche einzelne Schritte bei der Wasserwende von der end-of-pipe-Technologie hin
zur Kreislaufführung zu beachten sind, wird in der Langfassung (siehe
"Weitere Informationen) an Hand
von Checklisten und Hinweisen erläutert.
Weitere Informationen:
Eine umfassende Darstellung der Abwasser-Kreislaufführung von Dr. Rolf
Stiefel:
>> Prozesswasserautarkie mittels Abwasserrecycling und
Regenwassernutzung (pdf, 133 kB). Dort finden Sie auch die Kontaktdaten
des Autors.
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