Die lange menschliche Besiedelung des
Mittelmeerraums hat ihre Spuren nicht nur in der Vegetation, sondern
auch in der Tierwelt hinterlassen. Vor allem das Großwild hatte in
der Kulturlandschaft keinen Platz mehr, die häufigsten Säugetiere
sind heute Hausschafe, Hausziegen und Hausrinder.
Als Woll- und Milchlieferanten wurden sie sehr früh zu Haustieren
gemacht. Von ihren wilden Stammformen kommt in Andalusien nur das Mufflon
vor, das vor einigen Jahren wieder in der Sierra von Cazorla
angesiedelt wurde.
In den Wäldern sind Rothirsche heute die größten Säuger,
die ebenso wie die Wildschweine auch aus mitteleuropäischen
Wäldern bekannt sind. Beides sind Arten, die ursprünglich vor allem
in Auwäldern ihren Schwerpunkt hatten, aber auch in Fichtenforsten
überleben können. Die herbstliche Eichelnproduktion in Eichenwäldern
schätzen beide Arten zum Anlegen vom Speck für den kargen Winter.
Auf künstliche Besiedelungen gehen die Vorkommen des Damhirsches
zurück. Die höheren Lage der Gebirge sind der Lebensraum des Steinbocks,
der nicht nur in der Sierra Nevada, sondern auch in anderen Gebirgen
wie der Sierra von Grazalema und den Sierras von Cazorla, Segura
& Las Villas vorkommt. Die bei den Böcken in einem weit
ausladenden Halbkreis nach hinten wachsenden Hörner können über 1
Meter lang werden und machen diese Art unverwechselbar.
Bei den Raubtieren ist das bemerkenswerteste ohne Frage der Pardel-Luchs.
Diese Art ist hochgradig vom Aussterben bedroht. Das größte
Vorkommen ist im Nationalpark Coto de Doñana zu finden, hier sollen
noch etwa 30 Tiere leben. Seine Hauptbeute sind Kleinsäuger, vor
allem Kaninchen. Seitdem die Kaninchen durch eine Lungenkrankheit
stark zurückgehen, wird der Mangel an Nahrung zu einer weiteren
Bedrohung für diese Großkatze, die auch unter der Wilderei und dem
Autoverkehr - auf der Straße El Rocío - Matalascañas finden sich
immer wieder überfahrene Tiere - zu leiden hat. Außerdem kommen in
Andalusien Wildkatze und Ginsterkatze vor. Hier im
Süden Spaniens finden wir auch die nördlichsten Vorkommen der
ansonsten in Afrika verbreiteten Manguste, einer engen
Verwandten des Mungo. Wie dieser ist auch die Manguste
außerordentlich wendig und kann Schlangenbisse durch blitzschnelle
Ausweichbewegungen vermeiden; Schlangen stellen einen wichtigen
Anteil ihrer Nahrung dar. An fischreichen Flüssen lebt der Fischotter,
eine Art, von der es in Mitteleuropa nur noch einige hochgradig
gefährdete Restpopulationen gibt. In der Sierra von Hornachuelos und
den weiter östlich liegenden Teilen der Sierra Morena gibt es noch
eine zwei Populationen von Wölfen. Insgesamt leben jedoch
nur 50 - 75 Tiere in Andalusien. Sie werden immer noch verfolgt,
obwohl sie seit 1986 unter Schutz stehen und durch Wölfe gerissene
Weidetiere den Besitzern bezahlt werden. Zwei weitere Raubtiere, die
man in Andalusien antreffen kann, sind Steinmarder und Fuchs.
Von großer ökologischer Bedeutung für die Vogelwelt sind die
andalusischen Feuchtgebiete, deren bekanntestes Beispiel der
Nationalpark Coto de Doñana ist. Dort brüten 7000 Paare von Seiden-,
Kuh-, Nacht-, Rallen-, Purpur- und Graureihern
sowie Löfflern neben 17 Paaren des Iberischen
Kaiseradlers, des am meisten bedrohten Greifvogels Europas.
Ein wahres Eldorado wird der Nationalpark zur Zeit des Vogelzuges,
da er nur 100 km von der Straße von Gibraltar entfernt liegt, einer
der Hauptrouten des Vogelzuges.
Vogelzug über der Straße von Gibraltar
Der Zug der Vögel über die Straße von Gibraltar ist ein Ereignis,
das jedes Jahr wieder viele Vogelfreunde anlockt. Zahlreiche
Vogelarten nutzen die große Produktivität nördlicherer Regionen im
Sommer, um dort ihre Jungen aufzuziehen. Den Winter verbringen sie
dann jedoch in südlicheren Gefilden. Zu den Zugvögeln gehören sehr
unterschiedliche aussehende Arten; der kleine Zilpzalp wie auch
große Greifvögel oder die Störche gehören dazu.
Die beiden letzten Gruppen fallen jedoch viel stärker auf. Das hat
neben ihrer Größe vor allem mit ihrer Flugweise zu tun: sie sind
Segler. Die warmen Aufwinde ausnutzend, können diese großen Vögel
viel Energie sparen auf ihrem Flug nach Süden. Allerdings gibt es
diese Aufwinde über dem Meer nicht, weshalb die Segelflieger lange
Meerespassagen meiden. Sie konzentrieren sich an den Schmalstellen,
und die Straße von Gibraltar ist die wichtigste in Westeuropa. Die
anderen Zugvögel können das Mittelmeer an jeder beliebigen Stelle
überqueren, weshalb sie nicht so gehäuft auftreten. Außerdem ziehen
viele von Ihnen nachts, was ihre Beobachtung sehr erschwert.
Von den beiden Zugzeiten ist der Herbst für die Vogelbeobachtung
besser geeignet als das Frühjahr. Auf dem Rückzug nach Afrika
verhindern nämlich oft die starken Levante-Winde den Weiterzug,
weshalb sie Tiere oft einige Tage warten müssen, bis der Wind
abflaut. In diesen Tagen sammeln sich oft beeindruckende Gruppen,
die manchmal Tausende von Tieren umfassen. In den stillen Tagen nach
einer Phase mit starkem Wind ist der Herbstzug dementsprechend am
spektakulärsten.
Die häufigste Art unter den großen Seglern ist der Wespenbussard,
von dem schon bis 115.000 Exemplare gezählt wurden. Aber auch die
anderen Arten können in beeindruckenden Mengen auftreten: 40.000 Weißstörche,
63.000 Schwarzmilane, 14.000 Zwergadler und 8.000 Schlangenadler
wurden hier schon beobachtet, weitere häufige Arten sind Schmutzgeier,
Gänsegeier, Weihen, Mäusebussard sowie Rötel-,
Turm- und Baumfalke.
Der Zug der Nicht-Segler ist aus den oben genannten Gründen nicht
so spektakulär, aber dafür ist die Artenzahl höher als bei den
Seglern. Zu den häufigeren Arten gehören Singvögel wie Mauersegler,
Rauchschwalbe, Lerchen, Finken, Stelzen und
Bienenfresser. Eine Besonderheit finden wir bei den ziehenden
Seevögeln: Diese ziehen in beide Richtungen. Es gibt Arte wie
Zwerg- und Korallenmöwe, die im Mittelmeer brüten und den Winter im
Atlantik verbringen; andere brüten im Nordatlantik und verbringen
den Winter im Mittelmeer. Hierzu gehören Basstölpel, Tordalk und
Trottellumme, um nur einige Beispiele zu nennen.
Beobachtungstipps
Wo man die Segler am beste beobachtet, hängt vom
Wetter ab. An Tagen mit starkem Levante-Wind kann man am
Küstenstreifen zwischen Tahivilla und Tarifa die besten
Beobachtungen machen – Störche und Schwarzmilane im August und
Wespenbussarde im September. Ansonsten kann man den Vogelzug von
jedem Berg zwischen Tarifa und Algeciras beobachten – je höher man
steht, desto besser, denn die Vögel ziehen nahe der Gipfel. Die
kleineren Nicht-Segler beobachtet man am besten vor dem Zug, wenn
sie in der Nähe noch einmal Kraft sammeln. Sie finden sich in allen
Lebensräumen (Korkeichen-Wälder, Gebüsch, Weiden), vor allem aber in
den Feuchtgebieten, etwa den marismas von Barbate. Die Seevögel
beobachtet man am besten zwischen Punta Carnero (dem Westende der
Bucht von Algeciras) und Tarifa, die Korallenmöwe kann man am Strand
von Bolonia bei Cádiz sehen.
Weitere wichtige Feuchtgebiete stellen die im Becken des
Guadalquivir liegenden Lagunen dar. Diese sind zwar vom Grundwasser
gespeist, aufgrund der hohen Verdunstung aber mehr oder weniger
salzig und stellen ebenfalls einen wichtigen Lebensraum für bedrohte
Arten dar, etwa die Lagunen im Süden von Cordoba für die Ruderente.
Andere, ganzjährig hier anzutreffende Arten sind das Purpurhuhn,
Blässrallen, Hauben- und Zwergtaucher sowie Stockenten,
um nur einige der häufigsten Arten zu nennen; dazu kommen noch die
Arten, die hier überwintern oder den Sommer verbringen. Die einzige
europäische Brutkolonie des Flamingos neben der Camargue
findet sich in Fuente de Piedra in Andalusien. An der Küste trifft
man häufig auf Ansammlungen der Silbermöwe und anderer
Möwenarten, die im Spülsaum nach Fressbarem suchen.
Der Flamingo
Flamingos gehören sicher zu den auffälligsten Vogelarten in
Andalusien, besonders wenn man das Glück hat, eine Gruppe Flamingos
auf dem Flug zu beobachten. In Europa gibt es nur noch zwei Orte, an
denen die Flamingos regelmäßig brüten: die Camargue in Südfrankreich
und Fuente de Piedra in Andalusien. Diese Tiere gehören der
westmediterranen Population an, die aus insgesamt etwa 70.000 Tieren
besteht; die andere Population lebt in den Lagunen südlich der
Indus-Mündung. Die westmediterranen Tiere kehren ab Februar aus
ihren Winterquartieren zurück, die rund ums Mittelmeer verstreut
liegen. In den Brutgebieten sammeln sie sich zu riesigen Kolonien
(in Fuente de Piedra bis zu 14.000 Tiere), die auf kegelförmigen
Schlammhaufen im Flachwasser brüten. Jedes Flamingopaar legt nur 1
Ei, das 29 Tage lang bebrütet wird. Für den Bruterfolg ist es
entscheidend, daß ausreichend, aber auch nicht zuviel Wasser
vorhanden ist (das die Schlammhaufen überfluten würde). Außerdem
darf die Brutkolonie nicht gestört werden - die Brutversuche im
Nationalpark Coto de Doñana werden meist durch Wildschweine zunichte
gemacht. In Fuente de Piedra wurden die Brutbedingungen erst
künstlich geschaffen, nämlich durch die Nutzung der Lagune als
Saline. Hierbei wurde der Wasserstand für die Flamingos derart
günstig, daß sie ihre Brutkolonien ansiedelten. Bis 1981 wurden sie
jedoch verfolgt und ihre Kolonien zerstört, da sie das Salz
verunreinigten und mit ihrem Kot beschmutzten. Erst mit dem Ende des
Salinenbetriebs bekam die Lagune ihre heutige Bedeutung für die
Flamingos.
Nachdem die Jungen geschlüpft sind, bleiben sie nur wenige Tage im
Nest. Wenn im Sommer die Lagune zunehmend austrocknet, unternehmen
die Flamingos täglich weite Flüge in andere andalusische
Feuchtgebiet, wo sie ihre Nahrung finden. Sie ernähren sich
hauptsächlich von Kleinkrebsen, Insektenlarven und einigen
Wasserpflanzen, die sie aus der obersten Schlammschicht aussieben.
Besonders wichtige Ziele dieser Flüge sind die marismas des
Guadalquivir mit dem Nationalpark Coto de Doñana und die Salinen der
Provinz Cádiz.
Die beiden europäischen Brutkolonien sind heute gut
geschützt – die Lagune Fuente de Piedra ist Naturreservat –, dennoch
bleibt bei nur zwei Brutkolonien ein prinzipielles Risiko bestehen.
Schlimmer ist es aber, dass rund um das Mittelmeer die Salinen, die
während der Sommertrockenheit ein wichtiges Nahrungsreservoir
darstellen, zunehmend für die Zucht von Meerestieren umgewidmet
werden.
Der größte Greifvogel Andalusiens ist der Mönchsgeier mit
fast 3 m Flügelspannweite. Er lebt nicht nur von Aas, sondern ist in
der Lage, auch lebende (wenn auch meist kranke oder verletzte) Beute
zu schlagen. Er brütet auf Bäumen. In den letzten Jahren konnten
sich die andalusischen Bestände dieser Art etwas erholen.
Beispielsweise wurden in der Sierra Pelada (Provinz Huelva)
Futterstellen eingerichtet, es wurde damit begonnen, die
Eukalyptusforste wieder durch Wälder mit einheimischen Baumarten wie
Kork- und Stein-Eiche zu ersetzen, Forstarbeiten bei den Brutbäumen
werden nur noch außerhalb der Brutzeit durchgeführt. Im Unterschied
zum Mönchsgeier brütet der Gänsegeier, mit bis zu 2,80 m
Spannweite etwas kleiner, in Kolonien an steilen Felswänden, den
sogenannten "Geierwänden". Eine der größten europäischen
Brutkolonien findet sich in der Sierra von Grazalema. Nur noch
gelegentlich trifft man in der Sierra von Cazorla auf einzelne
Exemplare des Bartgeiers, der früher in diesem und in
einigen anderen Gebirgen Andalusiens auch brütete. Im Sommer brütet
in der Sierra von Grazalema, im Naturpark "Los Alcornocales" und in
der Sierra von Cazorla der Schmutzgeier, ein Zugvogel, der in Afrika
überwintert.
Der größte Adler ist der Steinadler mit einer Spannweite
von 2,20 m, der sich jedoch deutlich im Rückgang befindet. Der schon
erwähnte Iberische Kaiseradler ist in seiner Verbreitung auf
Andalusien beschränkt, neben den Brutpaaren im Coto de Doñana gibt
es nur noch 10 weitere in Andalusien; Haupttodesursache vor allem
bei Jungtieren sind elektrische Freileitungen. Neben diesen
genannten Arten kommen in Andalusien eine große Zahl weiterer
Greifvögel vor. Am häufigsten sieht man Habichtsadler, Schlangenadler
und Fischadler, in den Halbwüsten von Almería auch Wander-,
Turm- und Rötelfalke, Habicht und Zwergadler.
Eine Reihe weiterer Vögel verdienen besondere Beachtung, da sich in
Andalusien die letzten spanischen oder gar europäischen Vorkommen
dieser Arten finden. Da ist zum Beispiel das Laufhühnchen,
das trotz seines Namens zu den Kranichvögeln gehört. Dieser extrem
scheue und fast unbekannte Vogel lebt in Andalusien nur noch in
wenigen Exemplaren im Coto de Doñana, zu erkennen ist er meist nur
an seinem Ruf, der dem entfernten Muhen einer Kuh ähnelt. Nicht viel
häufiger ist die Kammblässralle. Diese Ralle ist der auch in
Mitteleuropa vorkommenden Blässralle sehr ähnlich, unterscheidet
sich aber durch einer roten Stirnkamm. Im tropischen Afrika ist es
sehr häufig, die einzigen europäischen Vorkommen finden sich im Coto
de Doñana und Umgebung. Auch der Schwarzstorch, der
ansonsten vom östlichen Mitteleuropa bis in den fernen Osten hinein
brütet, hat hier eine Verbreitungsinsel, die ein Rest seines einst
ganz Europa umfassenden Verbreitungsgebietes ist.
Recht artenreich sind in Andalusien die Reptilien. Diese
wechselwarmen Tiere haben in warmen, trockenen Lebensräumen Vorteile
gegenüber den Säugetieren, da sie keine Energie aufwenden müssen, um
den Körper zu heißen. Daher kommen sie mit einem Bruchteil an
Nahrung aus, zum aufheizen legen sie sich in der Übergangszeit gerne
in die Sonne. Recht auffällig ist die Perleidechse, vor
allem wegen ihrer Größe von bis zu 65 cm Gesamtlänge. In Frühjahr
und Herbst kann man sie oft sonnenbadend antreffen, wenn sie auch
nicht so häufig ist wie die wesentlich kleinere (bis 20 cm
Gesamtlänge) Spanische Mauereidechse. Verbreitet und relativ
leicht zu beobachten ist auch der Mauergecko, der vor allem
durch seine Fähigkeit auffällt, such auch auf glatten, senkrechten
Flächen zu bewegen. Andere Arten sind nur lokal verbreitet, wie etwa
die Spanische Kieleidechse in der Sierra von Cazorla, wo man
sie in der Nähe von Gewässern finden kann.
Zu den häufigeren Schlangenarten gehört die Treppennatter,
die vor allem im Gebüschland anzutreffen ist. Wesentlich seltener
ist die Stülpnasen-Otter mit ihrem Schnauzenhorn, die noch
in manchen Gebirgen Andalusiens anzutreffen ist. Eine besondere
Rarität ist das Europäische Chamäleon, das wegen seiner
Fähigkeit zum Farbwechsel berühmt ist. Chamäleons sind wegen ihrer
Körperform mit dem einrollbaren Greifschwanz unverwechselbar, sie
fangen ihre Beute mit der Zunge, die sie sehr zielgenau auswerfen
können. Die letzten spanischen Vorkommen finden sich in einem
Streifen entlang der Küste in den Provinzen Huelva, Cádiz und
Málaga. Ebenfalls zu den Reptilien gehören die Schildkröten, deren
häufigste Arten in Andalusien die Kaspische Wasserschildkröte
sowie die Maurische Landschildkröte sind.
Neben der schon erwähnten Bedeutung der Straße von Gibraltar für
den Vogelzug gibt es hier noch eine andere Tierwanderung von großer
Bedeutung: Den Zug der Thunfische vom Atlantik in das
Mittelmeer, wo sie ihren Laich ablegen. Ab Mitte Mai beginnt dieser
Zug, in andalusischen Atlantikhäfen wie Barbate de Franco oder
Zahara de los Atunes (span. atún = Thunfisch) beginnt dann
die almadraba, das faszinierende, aber auch sehr
blutige Schauspiel des Thunfischfangs.
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