Wo keine ausgeprägte Sommertrockenheit mehr auftritt, verlieren die immergrünen Hartlaubbäume ihren ökologischen Vorteil. Stattdessen kommt die größer Leistungsfähigkeit der laubwerfenden Bäume zum Tragen, so dass diese die feuchteren Standorte, etwa entlang von Bächen und Flüssen oder in den Bergen, von sommergrünen Laubwäldern besiedelt werden, wie wir sie auch aus Mitteleuropa kennen.

An Bächen und Flüssen

Besonders günstig sind die Standorte entlang der Flüsse. Regelmäßige Überschwemmungen während der Hochwasser sorgen für eine ständige Zufuhr von Nährstoffen, so dass die Bäume hier sehr schnell wachsen. Ihr Holz ist aber nicht sehr haltbar; daher wird der unmittelbar am Fluss gelegene Bereich Weichholz-Aue genannt. Diese Wälder haben eine sehr ausgeprägte Strauchschicht mit vielen Kletterpflanzen und eine sehr artenreiche Krautschicht. Am dichtesten am Flussbett steht der Weiden-Wald. In ihm wachsen Bruch-Weide und Silber-Weide, beide Arten kommen auch in Deutschland in der Weichholz-Aue vor. Danach kommt, schon etwas weiter vom Fluss entfernt, der Erlen-Wald. Die Schwarz-Erle ist in Andalusien jedoch auf die Berge beschränkt, in tieferen Lagen nehmen andere Arten ihren Platz ein, etwa der Betische Faulbaum. Noch weiter vom Wasser entfernt stehen die Pappel-Wälder mit Schwarz-Pappel und Silber-Pappel. Die ebenfalls hier vorkommende Schmalblättrige Esche leitet bereits zur Hartholz-Aue über, die durch kräftigere Arten gekennzeichnet ist. Typisch ist die Feld-Ulme. Im oberen Bereich der Ulmen-Mischwälder tauchen bereits die Arten der Wälder auf, die die potentielle natürliche Vegetation der Umgebung bilden.

In den Bergen

In den Bergen beginnt der Übergang in der supramediterranen Stufe. Neben den Berberitzen-Steineichen-Wäldern stehen auf etwas feuchteren Standorten in den Kalkgebirgen Andalusiens Seidelbast-Ahorn-Wälder. Diese Wälder werden vor allem von der sommergrünen Portugiesischen Eiche, dem Granada-Ahorn und der Mehlbeere gebildet. Auch diese Wälder sind oft stark degradiert, an ihrer Stelle findet man sehr oft ein Gebüsch aus Weichsel-Kirsche, Spanischer Berberitze, Schlehe und Eingriffligem Weißdorn.

In den Silikatgebieten steht auf entsprechenden Standorten ein Drüsenginster- Pyrenäeneichen-Wald, etwa im Westteil der Sierra Nevada oder an Nordhängen in der Sierra Tejeda. Die Baumschicht wird oft nur von der Pyrenäen-Eiche gebildet, in Schluchten und anderen besonders feuchten Standorten kommen Granada-Ahorn und Schmalblättrige Esche dazu.

Standorte, die genug Feuchtigkeit für laubabwerfende Bäume bieten, gibt es auch im regenreichen Westen Andalusiens. In Schluchten und an besonders schattigen Hängen der Sierra del Aljibe gibt es Kanareneichen-Wälder. Diese Wälder entwickeln sich auf Böden, die aus dem Aljibe-Sandstein hervorgehen und lösen dort an besonders feuchten Stellen die Korkeichen-Wälder ab. Kanareneichen-Wälder sind sehr dicht und artenreich (Efeu, Stechwinde, Mäusedorn, Schmerwurz, Borstiger Schildfarn und andere).

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© Jürgen Paeger 2004 – 2006