Der Naturpark Los Alcornocales ist nördlich der Straße von Gibraltar zwischen Atlantik und Mittelmeer gelegen. Im Westen grenzt das Wandergebiet >> Costa de la Luz an den Naturpark, im Norden das Wandergebiet >> Sierra de Grazalema und im Osten die Wandergebiete >> Tal des Río Genal und >> Costa del Sol. Los Alcornocales bedeutet „die Korkeichenwälder“, und damit ist das wichtigste Merkmal dieses Gebietes bereits benannt: Hier finden sich die größten Korkeichenwälder der Iberischen Halbinsel, die zugleich die größten überhaupt noch bestehenden naturnahen Wälder im Mittelmeerraum sind.

Foto, dass eine Korkeichenwald im Naturpark Los Alcornocales (Andalusien) zeigt.
Ein typisches Bild aus dem Naturpark Los Alcornocales: Korkeichenwälder, die mit anderen Eichen gemischt sein können, und in denen Sandsteinfelsen anstehen.
Foto: Jürgen Paeger.

Korkeichen kommen im Mittelmeerraum überall da vor, wo kein Kalkgestein vorherrscht und das Klima für sie feucht genug ist; im Naturpark sind es die geologisch zum Campo de Gibraltar gehörenden Aljibe-Sandsteine und die feuchten Atlantikwinde, die ausreichend Regen bringen, die die Bildung der Korkeichenwälder ermöglichen.

Die Korkeichenwälder bieten zahlreichen Wildtieren wie Hirsch und Reh einen Lebensraum, was die Region auch zu einem beliebten Jagdgebiet macht. Aber die Korkeichenwäldern sind nicht die einzige Attraktion dieses Naturparks: In den Flusstälern, im Gebiet canutos genannt, sorgt das warme und feuchte Klima für üppige Galeriewälder. Insbesondere im Süden des Gebietes kommen hier subtropische Pflanzen vor, die sonst nirgendwo in Europa zu finden sind. In den Flüssen findet auch der Fischotter noch einen Lebensraum. Wenn das Gebiet auch nicht sonderlich hoch ist, so können die aus den Wäldern herausragenden Berge mit ihrem abrupten Relief und steilen Hängen durchaus beeindrucken. Nach Wanderungen durch verwunschene, moos- und flechtenbewachsene Wälder sorgt die Nähe zu Afrika dazu, dass die Berge bevorzugte Aussichtspunkte nach Afrika sind (etwa die Touren auf den Picacho und den Pico del Aljibe, >> Wanderungen in den Alcornocales).

In Jimena de la Frontera in der Touristeninformation (unterhalb des maurischen Schlosses von Jimena) sind Informationsblätter mit Wegskizzen zu 6 Wanderungen erhältlich. Die schönsten sind:

Übersichtskarte Naturpark Los Alcornocales (Andalusien)
Naturpark Los Alcornocales. Übersichtskarte. Ersteller: Jürgen Paeger.

Gebirge

In der Regel werden in den Alcornocales die 900 Meter nicht überschritten - einzige Ausnahme ist die Sierra del Aljibe - , nach Süden hin nehmen die Höhen ab. Der höchste Gipfel, der Pico del Aljibe mit 1.092 m, gibt der im Norden des Gebietes liegenden Sierra del Aljibe den Namen, zu der neben dem Pico del Aljibe auch die Gipfel des Montero (915 m) und des Picacho (882 m) gehören. Im Norden bilden die Sierra de la Gallina (798 m) und die Sierra de lo Castillo (937 m) den Übergang zur Sierra de Ubrique und dem Naturpark >> Sierra de Grazalema.

Foto, das die Straße von Gibraltar mit dem Dschebel Musa auf marokkanischer Seite zeigt. Foto: Dr_Zuidberg
Blick von andalusischer Seite über die Straße von Gibraltar auf den Dschebel Musa in Marokko. Foto: Dr_Zuidberg, aus >> wikipedia commons (abgerufen 4.5.2014, Namenszug entfernt), Lizenz: >> cc 2.0.

Weitere zentrale Gebirge sind die Sierra Blanquilla (634 m), die Sierra de Montecoche (563 m) und die Sierra del Niño (781 m), alle drei in der südlichen Hälfte. Ganz im Süden wird das Gebiet von den Sierras de Fates (657 m) und den drei Sierras de Ojén, de la Luna und del Bujeo abgeschlossen. Sie sind die südlichsten Gebirge Europas, und wegen ihrer Höhe und Meeresnähe sind sie ökologisch und landschaftlich besonders interessant. Die Sierra de la Luna ist mit 846 m (Tajo de la Escoba) die höchste und bildet eine der “Säulen des Herakles” (die andere ist der Dschebel Musa auf afrikanischer Seite).

(Die "Säulen des Herakles" bildeten für die alten Griechen das Ende der Welt. Schon die Phönizier, die um 1.100 v.u.Z. die Meerenge erreicht hatten, hatten sie als Säulen des Melkart (dem Hauptgott der Stadt Tyros) bezeichnet; sie sind heute sowohl Bestandteil des Wappens Spaniens als auch Andalusiens.)

Klima

Gemäß seiner Lage zwischen Atlantik und Mittelmeer wird das mediterrane Klima im Naturpark Los Alcornocales deutlich abgewandelt. Ein Venturi-Effekt genanntes Phänomen sorgt an der Straße von Gibraltar, einem “Engpaß” zwischen Betischer Kordillere in Spanien und Rif in Marokka für teils ausgesprochen kräftige Winde (die Tarifa im Süden des Gebietes zu einem Surfer-Paradies machen). Zwar sind die Ostwinde (“Levante”) vorherrschend und kräftiger, aber die Westwinde (“Poniente”) bringen kühle und feuchte Atlantikluft ins Gebiet und sorgen für die Niederschläge. Die Levante-Winde dagegen sind warm und trocken, daher kann die Luftfeuchtigkeit im Gebiet zwischen 20% bei Levante-Wind und 80% bei Westwind schwanken. Aber selbst die an sich trockenen Levante-Winde nehmen über dem Mittelmeer Wasser auf und bilden beim Aufsteigen im Gebirge Nebel, die dicht und dauerhaft sein können. Diese mildern die sommerliche Trockenheit und ermöglichen die subtropisch anmutenden Galeriewälder an den Flüssen. Regen fällt im wesentlichen zwischen September und April, mit Niederschlagsmengen von 700 mm in den tieferen Lagen (zum Vergleich: in Deutschland fallen durchschnittlich 800 mm) bis zu 1.800 mm in den höheren Lagen.

Flüsse

Die Flüsse im Naturpark führen meist nur von Herbst bis Frühsommer (Juni) Wasser, im Sommer sind sie bis auf kleine Becken in der Regel trocken. Außerdem fließen sie, der Lage entsprechend, sowohl in den Atlantik als auch ins Mittelmeer: etwa die Hälfte des Gebietes wird in den Atlantik entwässert, die andere Hälfte in das Mittelmeer.

In den Atlantik entwässert der im Norden zu findende Río Majaceite (der in der >> Sierra de Grazalema entspringt), der in den Río Guadalete mündet (der wiederum in der Bucht von Cádiz in den Atlantik mündet) sowie im Süden kleinere Flüsse wie Río Jara. Wichtigster Fluss ist aber der Río Barbate, der in der Sierra del Aljibe in ca. 950 m Höhe am Puerto Oscuro entspringt und in den die anderen Flüsse der Atlantikseite (u.a. der Río Celemín und der Río Almodóvar) münden. Der Río Barbate mündet beim Ort Barbate (>> Wandergebiet Costa de la Luz) in einem geschützten Mündungsdelta in den Atlantik.

 Die drei wichtigsten in das Mittelmeer entwässernden Flüsse sind der Río Hozgarganta (ein Zufluss des Río Guadiaro), der Río Guadarranque und der Río de Las Cañas (auch Río Palmones genannt). Der Río Hozgarganta entwässert den östlichen Teil der Sierra del Aljibe, der Río Guadarranque entspringt in der Mitte des Naturparks und wird unterhalb des Ortes Castillo de Castellar zu einem Stausee aufgestaut, und der Río de Las Cañas entwässert das Gebiet zwischen dem Río Barbate und dem Río Guadarranque.

Ebenso entwässern die im Süden entspringenden, kurzen - aber naturkundlich sehr interessanten - Ríos de la Miel und Guadalmesí in das Mittelmeer. (Den Río Hozgarganta und den Río de la Miel können Sie auf Wanderwegen kennenlernen, >> Wanderungen im Naturpark Los Alcornocales.)

Die Flüsse des Naturpark sind zu zahlreichen Stauseen aufgestaut (Guadalcacín, Hurones, Barbate, Charco Redondo, Guadarranque, Celemín und Almodóvar).

Orte und Städte

Von den Gebirgszügen des Naturparks hat man weite Ausblicke auf die Umgebung, im Norden auf die Sierra de Grazalema mit den Orten Benaocaz, El Bosque und Villamartín; deutlicher zu erkennen sind die außerhalb des Naturparks, aber relativ nahe gelegenen größeren Städte Arcos de la Frontera, Medina Sidonia, Vejer de la Frontera und Benalup.

Im Naturpark liegen die Orte Alcalá de los Gazules, Jimena de la Frontera und Castellar de la Frontera, die alle drei an für die Verteidigung günstigen Stellen angelegt wurden (nähere Informationen zu diesen Orten >> Praktische Reisetipps).

Im Süden des Gebietes ist die Bucht von Algeciras unübersehbar, die von Algeciras über San Roque, Los Barrios und La Linea bis Gibraltar reicht. Die Bucht ist zudem Heimat von Petrochemie und anderen Industrien, die die Schönheit der einst eleganten Stadt Algeciras gründlich beeinträchtigt hat. Die Stadt ist der zentrale Hafen nach Marokko; schöner als der Hafen ist die nahe gelegene Altstadt rund um den Plaza Alta.

Wesentlich attraktiver ist dagegen die Stadt Tarifa (>> Praktische Reisetipps Costa de la Luz), die zudem mit dem Hintergrund der Straße von Gibraltar, den nordafrikanischen Bergen und dem Strand von Los Lances ein attraktives Bild von den südlichen Gipfeln der Sierras von Fates, Ojén und de la Luna bietet.

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© Jürgen Paeger 2005–2014