Tier- und Pflanzenwelt
Los Alcornocales: In den Flusstälern bietet die hohe Feuchtigkeit einen
idealen Lebensraum für Kanareneichen.
Foto:
Jürgen Paeger.
Vegetation
Drei Vegetationseinheiten charakterisieren den Naturpark: die namensgebenden Korkeichenwälder, und daneben feuchte Flusstäler mit Kanareneichenwäldern und die canutos, Schluchten mit subtropischer Vegetation.
Die Korkeichenwälder finden auf dem kalkarmen Sandstein des Campo de Gibraltar und bei den relativ hohen Niederschlägen, die durch die Nähe zum Atlantik bewirkt werden, im Gebiet einen idealen Lebensraum. Von Ubrique im Norden bis Algeciras im Süden steht der größte spanische Korkeichenwald - der kommerzielle Wert des Korks und seine Eignung zur Schweinemast haben sein Überleben bis heute gesichert. Lediglich die Oliven-Korkeichenwälder in den unteren Lagen, in denen der Wilde Ölbaum vorkommt, sind zu einem großen Teil dem Weide- und Ackerland zum Opfer gefallen.
An feuchteren Stellen, wie Flusstälern und Schattenseiten, bildet sich der Kanareneichenwald aus. Mit seinen moos- und farnbewachsenen Bäumen gehört dieser Wald zu den Höhepunkten des Naturparks; insbesondere bei Nebel hat diese Art Wald etwas magisches. Einen schönen Wald dieser Art durchquert der >> Weg von La Sauceda auf den Pico del Aljibe. Im Oberlauf dieser Bäche finden sich oftmals die canutos; dieser Lebensraum ist von besonderem Interesse, da die hier vorkommenden subtropischen und tropischen Arten wohl Überreste einer Flora sind, die hier vor den Eiszeiten geherrscht haben könnte. Dem Laien werden vor allem die Rhododendren auffallen, die Botaniker freuen sich über tropische Farnarten wie Psilotum nudum und Christella dentata - leider ist in den letzten Jahren die Entnahme von Pflanzen für Herbarien zur wichtigsten Gefährdung geworden.
In den Hochlagen der Sierra de Aljibe finden sich einige Flecken von Pyrenäeneichenwald; die Bäume erreichen oft nur 2-3 Meter Höhe, der Wald scheint sich aber auszubreiten - womöglich wurde er früher abgeholzt.
Tierwelt
Die Wälder und die Nähe zur Straße von Gibraltar spiegeln sich auch in der Tierwelt wider: Zum einen findet sich im Naturpark die Fauna der Korkeichenwälder, zum anderen erhöht der Vogelzug den faunistischen Reichtum der Region erheblich.
In den Korkeichenwäldern, vor allem im nördlichen Teil des Naturparks, findet sich das südlichste europäische Vorkommen der Rehe. Da sie recht scheu sind, sieht man sie selten; aber vor allem in Juni ist ihr tiefes Bellen in den Korkeichenwäldern und Schluchten zu hören. Die ebenfalls hier vorkommenden Hirsche gehen auf eine Wiedereinbürgerung zurück: Sie waren bereits ausgestorben, sind dann aber zu Jagdzwecken wieder eingeführt worden; in kurzer Zeit haben sie das ganze Gebiet besiedelt und sind heute das häufigste Jagdwild. Ebenfalls zu Jagdzwecken eingeführt wurden Damhirsche, Mufflons und Steinböcke.
Die ehemals hier vorkommenden Wölfe und Bären sind längst ausgerottet; die Bären seit 1571, die Wölfe seit 1918. Die Rolle der “großen” Raubtiere wird heute von Rotfuchs, Dachs, Manguste und Ginsterkatze eingenommen; Manguste und Ginsterkatze als eigentlich afrikanische Arten sind vermutlich von den Arabern mitgebracht worden - paläontologische Funde sind jedenfalls nicht bekannt.
Neben diesen bekannten Tieren sind es in den Wäldern aber vor allem die kleinen Nagetiere, die viel zahlreicher sind als die Raubtiere, aber mindestens so schwer zu beobachten. Auffälliger sind da die Fledermäuse: Im Naturpark kommen 15 Arten vor, die teils in Baumhöhlen, teils in Höhlen im Sandstein leben; und vor allem nachts auf Insektenfang gehen.
Reich ist die Tierwelt auch an Greifvögeln: 18 Arten kommen im Gebiet vor; am häufigsten sind Mäusebussard, Zwerg- und Schlangenadler, Habicht und Sperber, Waldkauz und Uhu. Die beiden größten spanischen Adler, Steinadler und Kaiseradler, kamen einst auch hier vor, sind aber ausgestorben; ab und zu kommen junge Kaiseradler aus dem >> Nationalpark Doñana in das Gebiet - möglicherweise siedelt die Art sich in nicht zu ferner Zukunft hier wieder an. In den Schluchten und Steilwänden des Sandsteins bieten sich auch Lebensräume für Arten, die Felsen als Brutplätze nutzen; so brütet hier der Gänsegeier - die Brutkolonien sind im Sandstein zwar kleiner als im Kalkstein der Gebirge weiter nördlich, können aber auch bis 30 Brutpaare beherbergen. Als meisterhafte Segelflieger mit einer Spannweite von 2,50 Meter sind sie nicht zu übersehen. Im Sommer brütet hier, oft in den selben Felswänden, der Schmutzgeier; den Winter verbringt er in Afrika. In Felswänden brütet auch der Habichtsadler, nach dem Aussterben von Stein- und Kaiseradler im Gebiet der größte Adler, der noch recht häufig ist.
An den Bächen und Flüssen des Naturparks findet sich ebenfalls ein interessanter Lebensraum, hier lassen sich Wasseramsel und Eisvogel beobachten; auch der Fischotter kommt hier vor. Am Stausee des Guadarranque ist der Fischadler zu beobachten, der auch in Andalusien vom Aussterben bedroht ist.