Die Sierras Subbéticas liegen ziemlich genau in der Mitte Andalusiens, im Südosten der Provinz Córdoba. Sie gehören zur Betischen Kordillere und sind ein mittelhohes Kalkgebirge mit teils schroffen Formen; seine engen Täler und das abrupte Relief machen es zu einem schönen Wandergebiet. In den unteren Lagen werden die Sierras heute zum größten Teil von Olivernhainen bedeckt, die oberen Lagen werden zum Teil als Weideland genutzt. Seit 1988 ist das Gebiet als Naturpark geschützt, daneben gehört es aufgrund seines geologischen Interesses zum Netz der europäischen Geoparks und seit 2006 auch zu den UNESCO-Geoparks.

Die Sierras Subbética: Olivenhaine und die Sierra de la Horconera
Sierras Subbéticas: Blick von den Olivenhainen bei Priego de Córdoba auf die Sierra de la Horconera (Tour 20, >> Wanderungen). Foto: Jürgen Paeger.

Landschaft

Übersichtskarte Naturpark Sierras Subbéticas (klein)
Übersichtskarte Sierras Subbéticas. Die Grenzen des Naturparks sind grün gestrichelt eingezeichnet. Eine größere Fassung der Karte finden Sie >> hier.


Die Sierras Subbéticas gehören zur Außenzone der Betischen Kordillere (>> mehr), entsprechend herrschen hier Kalk-, Mergel- und Dolomitgestein vor. Sie bestehen aus zwei Gebirgszügen: Dem Bergland von Cabra im Norden des Naturparks und den Sierras von Rute und Horconera im Süden; getrennt sind beide durch den Korridor von Carcabuey. Das Bergland von Cabra ist sanfter und vor allem durch Karsterscheinungen geprägt, etwa die Polje (eine für Karstgebirge typische wannenförmige Senkung) de la Nava nordöstlich von Cabra, die Höhle Cueva de los Murciélagos bei Zuheros (>> mehr) oder die Schlucht des Río Bailón (Tour 19, >> mehr). Höchster Gipfel ist der Lobatejo mit 1.379 m. Die Sierras von Rute und Horconera sind wesentlich schroffer und bieten spektakuläre Steilwände; der Gipfel des La Tiñosa ist mit 1.570 m der höchste Gipfel der Provinz Córdoba. Die unteren Lagen werden von ausgedehnten Olivenhainen eingenommen. Der Korridor von Carcabuey ist ebenfalls von Olivenhainen geprägt und auch recht zerklüftet; in ihm liegen eine Reihe kleinerer Bergzüge, die aber auch über 1.000 m Höhe erreichen können (Sierra Gallinera, 1097 m).

Karsterscheinungen

Unter “Karst” versteht man Landschaftsformen, die durch Kohlensäureverwitterung von Kalkgestein entstehen. In den Sierras Subbéticas sind diese sehr ausgeprägt, da das Gebiet einst wesentlich höhere Regenmengen erhielt als heute. Wo das Gelände eben ist, finden sich etwa Karren (Rinnen, wodurch sich oft Rippen und Furchen ausbilden), die im Bergland von Cabra weit verbreitet sind; Dolinen (runde oder elliptische Senken), wie im Gebiet die Dolinen von Los Hoyones, oder die oben schon erwähnten Poljes. Bei starker Neigung des Geländes sind diese Oberflächenformen weniger ausgeprägt, aber auch hier finden sich unterirdische Karsterscheinungen, wie Höhlen (bestes Beispiel: die ebenfalls schon erwähnte Cueva de los Murciélagos) oder eingestürzte Dolinen (spanisch sima), deren bekannteste die 161 Meter tiefe Sima von Cabra ist, die schon bei Cervantes im Don Quijote erwähnt wurde.

Gewässer

In dem zerklüfteten Kalkstein der Sierras Subbéticas versickern 85 Prozent des Regenwassers. Da im gesamten Gebiet unter dem Kalkstein eine undurchlässige Mergelschicht liegt, tritt dieses Wasser in Höhenlagen um 550 Metern in zahlreichen Quellen wieder aus; im Bergland von Cabra gibt es zudem eine weitere undurchlässige Mergelschicht über der ersten, so dass es hier auch viele höhergelegene Quellen gibt - dazu gehören die Fuente de la Zarzilla und die Fuente de Fuenfria, zu denen uns Tour 19 führt. Aber auch hier sind wie in den Sierras von Rute und Horconera die tiefer gelegenen Quellen ergiebiger; das Wasser aus den Sierras Subbéticas versorgt den gesamten Süden der Provinz Córdoba mit Wasser. Die Fuente del Rey in Priego gehört gar zu den Attraktionen der Stadt (>> mehr).

Die Bäche und Flüsse des Naturparks sind demgegenüber wasserwirtschaftlich weniger bedeutend, prägen jedoch mit teils tiefen Schluchten die Landschaft (etwa der Río Bailón, Tour 19). Sie bringen das Wasser entweder nach Osten in den Guadajoz oder nach Süden in den Genil, und diese beide münden in den Guadalquivir.

Klima

In der Mitte Andalusiens herrscht typisches Mittelmeerklima: Milde Winter und lange, warme Sommer. Der Regen kommt vor allem im Winterhalbjahr und meist aus Südwesten, die Sommer sind trocken. Die Höhenlage beeinflusst das Klima ebenfalls, in den oberen Lagen kann im Winter sogar mal Schnee fallen. Die höchsten Niederschlagsmengen finden sich im Bergland von Cabra, das sich den Regenwolken in den Weg stellt: Bei Cabra und La Nava fallen etwa 1.000 mm Jahresniederschlag. Die Sierras von Rute und Horconera liegen dagegen in Windrichtung und zwingen die Wolken nicht zum Abregnen - in Rute fallen weniger als 600 mm im Jahr.

Tier-und Pflanzenwelt

Die Sierras Subbéticas gehören weitgehend der mesomediterranen Höhenstufe (>> mehr) an; nur die obersten Lagen (oberhalb 1.400 m) der Sierra Horconera gehören zur supramediterranen Höhenstufe. Die mesomediterrane Höhenstufe würde hier auf Kalkstein von Natur aus einen Pfingstrosen-Steineichenwald (>> mehr) beherbergen, von dem sich auch noch einige schöne Restbestände finden. In weiten Bereichen, vor allem den tieferen Lagen, ist er jedoch durch Olivenhaine ersetzt. In den oberen Lagen sind die Steineichenwälder mit Portugiesischen Eichen und Französischem Ahorn durchsetzt, die bereits zu den supramediterranen Berberitzen-Steineichenwäldern überleiten - diese sind jedoch fast reine Theorie, denn Relief und arme Böden erlauben hier kaum die Ausbildung von Wäldern. Daher finden sich hier Zwergstrauchgebüsche und Rasen; in diesen finden sich einige der Endemiten (nur hier vorkommende Pflanzen), die im Naturpark zu finden sind, etwa die Spatenzunge Thymelaea granatensis subsp. glauca, die Winde Convolvulus boissieri oder die Kugelblume Globularia spinosa. In den Felswänden finden wir eine typische Felsflora mit Arten wie dem “Felsentee” Jasonia glutinosa, den Gamander Teucrium rotundifolum, verschiedene Glockenblumen (Campanula sp.), Scharfen Mauerpfeffer (Sedum acre) etc.; und entlang der Bachläufe Reste des ursprünglichen bachbegleitenden Waldes (>>

Wanderfalke
Wanderfalke mit Jungtier im Nest. Der Wanderfalke ist der Wappenvogel des Naturparks Sierras Subbéticas. Foto: Georges Lignier, Lizenz: >> cc 3.0.

mehr).

In den Wäldern leben Wildschweine und Wildkatzen sowie zahlreiche Vogelarten, etwa Habicht, Sperber, Zwerg- und Schlangenadler und Mäusebussard, um nur einige Greifvögel zu nennen. Noch besser sind diese in den Felslandschaften vertreten, hier kommen unter anderem Stein- und Habichtsadler, Wanderfalke sowie Gänse- und Schmutzgeier vor, die Säugetiere sind durch Steinböcke und Steinmarder sowie Fledermäuse (Weißrand- und Langflügelfledermaus) vertreten; die Reptilien durch Perleidechse und die der Kreuzotter ähnliche Stülpnasenotter.

Mensch und Kultur

Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung des Gebietes stammen aus der Altsteinzeit; vor 35.000 Jahren lebten hier Neandertaler. Funde stammen etwa aus der Cueva de los Cholones (Zagrilla Alta) und der Cueva de los Murciélagos bei Zuheros. Aus der Jungsteinzeit gibt es ebenfalls reiche Funde aus der Cueva de los Murciélagos; im 4. Jahrtausend vor unserer Zeit wurde hier Weizen anbaut und wurden Schafe, Ziegen und Schweine gehütet. Aus der Bronzezeit stammen Dolmen wie der von Lastra. Felszeichnungen finden sich unter anderem in der Cueva de los Murciélagos und der Cueva de los Cholones.

Aus der Zeit der Iberer stammen Befestigungsanlagen bei Doña Mencia und Zuheros; ab dem 2. Jahrhundert v.u.Z. kamen die Römer in das Gebiet, die hier Ackerbau und Weidewirtschaft betrieben; die Römer brachten wohl Olivenbäume und Wein in die Region. Reste aus der Römerzeit wurden etwa im Stadtzentrum von Cabra gefunden. Auch die Westgoten hinterließen Spuren, etwa eine Totenstadt bei Zuheros. Zahlreicher und auffälliger sind die Spuren der Araber: Etwa die Burgen von Luque, Zuheros, Cabra, Carcabuey und Priego, und eine Reihe von Wachtürmen. Die Araber brachten neue Früchte mit, bei Cabra und Priego wurden etwa Feigen und Granatäpfel angebaut; bei Priego Safran. Vom 13. bis 15. Jahrhundert dauerte die Rückeroberung des Gebietes durch die Christen. Danach kam es auch in den Sierras Subbéticas zur Entstehung von Großgrundbesitz; und zu Aufständen der armen Landarbeiter. Unter den liberalen Regierungen des 18. Jahrhunderts wurde vor allem das Kirchenland umverteilt, und damals begann der Anbau von Oliven zuzunehmen. Aber erst im 20. Jahrhundet, als der Herzog von Medinaceli und die Grafen von Revilla ihren Großgrundbesitz verkauften, begann der Anbau im heutigen Ausmaß. Heute ist der Anbau von Oliven und die Herstellung von Olivenöl wirtschaftliche Grundlage der Region. Die übrige Landwirtschaft spielt kaum noch eine Rolle, von ihrer einstigen Bedeutung zeugen die zahlreichen, meist mehr oder weniger zerfallenen cortijos (Gehöfte), auf die man bei den Wanderungen im Gebiet stößt. Wichtigste Stadt des Gebietes ist Priego de Córdoba, daneben verteilt sich die Bevölkerung auf einige weitere Orte (>> mehr).

Essen und Trinken

Berühmt ist vor allem das Olivenöl, das Gebiet verfügt über zwei geschützte Herkunftsbezeichnungen: Baena und Priego de Córdoba. Daneben sind Schafs- und Ziegenkäse Spezialitäten der Region, und die Restaurants bieten Schaf- und Ziegenfleisch. Das Olivenöl ist auch Bestandteil der kalten Gemüsesuppe Salmorejo, einer lokalen Variante der berühmten andalusischen Gazpacho. Nicht im Naturpark, aber nahebei liegt die Weinbauregion Montilla-Moriles (>> Ausflugstipp), die vor allem Sherry-artige Weine erzeugt; für Freunde stärker Kaliberer werden in Rute ein Anisschnaps und andere Brände destilliert.

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>> Wanderungen in den Sierra Subbéticas
>> Praktische Hinweise (Ausgangsorte, Anreise, Unterkunft, Essen und Trinken)

© Jürgen Paeger 2004–2018