Der im Nordosten der Provinz Jaén gelegene Naturpark Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas ist mit 214.300 ha der größte Andalusiens. Bekannt ist dieses zur betischen Kordillere gehörende Bergland für seine riesigen Wälder, die schon das Holz für die spanische Flotte, die Armada, lieferten; und heute das größte Waldgebiet Spaniens bilden. Jäger schätzen den Wildreichtum: Mufflons, Rot- und Damhirsche sowie Wildschweine kommen in großer Zahl vor; hier entspringt Andalusien größter Fluss, der Río Guadalquivir. Er durchfließt ein breites Tal und wird im zentralen Stausee (Embalse) Tranco de Beas aufgestaut. Seine Zuflüsse, z. B. der Río Borosa, und andere Flüsse haben dagegen oft enge und tiefe Schluchten in die Berge eingeschnitten, die enorm zur landschaftlichen Schönheit dieser Sierras beitragen.
Sierras de Cazorla,
Segura y Las Villas:
Blick vom Puerto de las Palomas in das Innere des Naturparks mit
dem Ort Arroyo Frio. © Jürgen Paeger
Landschaft
Der Naturpark besteht aus einer ganzen Reihe von Gebirgszügen, sein höchster Gipfel ist der Empanadas mit 2.107 Metern. Die Gebirgszüge gehören alle zur Betischen Kordillere, in den Sierras de Cazorla und Las Villas gibt es neben (Jura-)Kalk- auch Dolomitgestein, ansonsten herrscht (Kreide-)Kalk vor. Mitten in dieser Gebirgslandschaft liegt der Guadalquivir-Stausee Tranco de Beas, der vom Guadalquivir gespeist. Er wird von einer Berglandschaft mit teils abruptem Relief umgeben; an anderen Stellen finden wir Hochebenen oder navas, wie die oft als Weiden genutzten, von Bergwänden umgebene Senken hier genannt werden.
Sierras de Cazola, Segura y Las Villas:
Übersichtskarte über das Wandergebiet. Grün gepunket ist die Grenze des
Naturparks eingezeichnet. Karte: Jürgen Paeger
Die Sierra de Cazorla liegt im Süden des Ortes Cazorla. Sie bildet die Begranzung des Naturparks zu den Olivenhainen, die ansonsten weite Teile der Provinz Jaén dominieren; im Osten wird sie durch den Guadalquivir und nach Norden durch die Sierra de Las Quattro Villas begrenzt. Ihr höchster Gipfel ist der Gilillo mit 1.847 m. In der Sierra de Cazorla liegen zwei der >> Tourenaus meinem Wanderführer: Tour 29 verbindet Cazorla und das Tal des Guadalquivir im Inneren des Naturparks, Tour 30 führt auf den Gipfel des Gilillo. Oft wird auch die südlich des Ortes gelegene Sierra de Quesada zur Sierra de Cazorla gerechnet.
Nordwestlich der Sierra de Cazorla treffen wir auf die Sierra de Las Quattro Villas, die ihren Namen den vier in diesem Gebiet liegenden Orten - Villacarrillo, Iznatoraf, Villanueva del Arzobispo und Sorihuela del Guadalimar - verdankt. Sie ist der unerschlossenste Teil des Naturparks, was ganz gewiß nicht an fehlenden landschaftlichen Reizen liegt - zahlreiche Flüsse durchziehen eine ausgedehnte Waldlandschaft, sondern an den schlechteren Verkehrsanbindungen. Ihr höchster Gipfel ist der Blanquillo mit 1.830 m Höhe.
Östlich des Guadalquivir erheben sich die höchsten Gebirgszüge des Naturparks: die Sierra del Pozo mit dem Gipfel des Cabañas (2.026 m) und ganz im Osten des Naturparks, getrennt durch den Río Guadalentín, schließlich die Sierra de Castril mit dem Alto de la Cabrilla (2.048 m) und dem Empanadas (2.107 m), die nicht nur zum Naturpark Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas, sondern außerhalb davon ebenfalls als Naturpark (Sierra de Castril) geschützt ist.
Die nordöstliche Hälfte des Naturparks wird von der Sierra de Segura eingenommen. Nach Süden wird sie vom Río Borosa, nach Osten vom Río Segura und nach Westen vom Guadalquivir sowie dem Guadalimar begrenzt. Der höchste Gipfel ist der Banderillas mit 1.993 m, insgesamt gibt es 37 Erhebungen mit über 1500 m. In ihrem südlichen Teil nordwestlich des Río Borosa liegen die ausgedehnten Hochebenen Campos de Hernán Perea auf einer Höhe von 1.600 - 1.700 Meter. Die Sierra de Segura lockt rund um den Stausee Embalse del Tranco vor allem im Sommer viele Touristen an, weiter östlich ist sie stärker besiedelt und erweckt einen ursprünglicheren Eindruck erweckt als vom Tourismus geprägten Bereiche am Stausee; die Hauptorte Santiago de la Espada und Segura de la Sierra liegen mit 1.328 bzw. 1.115 m in beachtlicher Höhe. Die Bedeutung der Sierra de Segura liegt auch darin, daß sie zwei der wichtigsten in Andalusien entspringenden Flüsse, den Río Guadalquivir und den Río Segura, mit Wasser auffüllt.
Flüsse und Seen
Die insgesamt vor allem im Winter recht beachtlichen Niederschläge (siehe “Klima” unten) lassen zwei der wichtigsten Flüsse Andalusien im Naturpark entspringen: Den Río Guadalquivir und den Río Segura. Der Río Guadalquivir entspringt in 1.340 Metern Höhe in der Cañada de las Fuentes, zwischen den Sierras de Cazorla und der Sierra del Pozo gelegen. Er fließt zunächst nach Norden, wird am kleinen Stausee Cerrada del Utrero zum ersten Mal aufgestaut, nimmt das Wasser des Río Borosa (Tour 28 im Wanderführer) auf und wird im Stausee Tranco de Beas, der 500 Millionen m³ Wasser fassen kann, wieder aufgestaut. Diesen Stausee verlässt der Fluss in südwestlicher Richtung, wo er beim Ort Mogón das Wasser der in der Sierra de las Villas entspringenden Zuflüsse Aguascebas Grande und Aguascebas Chico aufnimmt. Auch der im Norden des Gebietes entspringende Río Guadalimar und der den Süden entwässernde Río Guadiana Menor (dessen Zufluss Guadalentín den Stausee de la Bolera speist) münden schließlich in den Guadalquivir. (Der Guadalquivir durchquert dann ganz Andalusien, vorbei an >> Córdoba und durch Sevilla, bevor er im >> Coto de Doñana in den Atlantik mündet.)
Der Río Segura entspringt nahe des Ortes Fuente Segura in der Sierra de Segura, im Naturpark bilden der Río Madera, der Río Zumeta und der Río Tús seine wichtigsten Zuflüsse; nahe des Ortes La Toba ist er im kleinen, aber sehr schönen Stausee Anchuricas aufgestaut (einen schönen Blick auf diesen bietet die Wanderung >> hier). (Der Río Segura durchfließt anschließend die Provinzen Albacete und Murcia und mündet bei Guardamar del Segura in der Provinz Alicante ins Mittelmeer.)
Klima
Das Klima des Naturparks ist mediterran, die Sommer können heiß und trocken sein, die Winter regenreich - und zwar deutlich regenreicher als ihre Umgebung. Das liegt vor allem an seiner Lage am Ende das Tales des Guadalquivir, durch das feuchte Atlantikluft bis an dieses Bergland gelangen kann, das einen “Regenfänger” darstellt und sie sich abregnet. Dazu kommt im Winter feuchte Luft vom Mittelmeer, die über die Ebene von Guadix-Baza hierher gelangt. In den oberen Lagen liegt die Niederschlagsmenge daher noch einmal deutlich höher als die durchschnittlichen 800 mm pro Jahr (die der durchschnittlichen Regenmenge in Deutschland entsprechen); die Niederschläge fällen oft sehr kräftig und in den oberen Lagen auch als Schnee.
Bezogen auf die bioklimatische Einteilung (>> mehr) treffen wir im Naturpark die meso-, supra- und oromediterrane Höhenstufe an. Die mesomediterrane Zone erreicht ihre Obergrenze um 1.200 m, die supramediterrane finden wir bis etwa 1.800 m, und in den obersten Lagen sind die Klimaverhältnisse dann oromediterran. Aufgrund der Niederschlagsmenge finden wir zumeist eine subhumide Ausprägung vor.
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Praktische Hinweise
(Ausgangsorte, Anreise, Unterkunft, Essen und Trinken)
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© Jürgen Paeger 2004 - 2012